Nachhaltige Beschaffung
Wertschöpfungskette neu gedacht
Verantwortung
entlang der Lieferkette
Die Auseinandersetzung mit Klima und Ressourcen im Hinblick auf die eigenen Produkte muss auch den Blick in die vor- und in die nachgelagerte Wertschöpfungskette einschließen. Nur so können Defizite, Risiken, soziale und ökologische Auswirkungen erkannt und vermieden werden. Bei unserer Wertschöpfungskette liegt ein Großteil der Treibhausgasemissionen, aber auch anderer Umweltbelastungen und Einflüsse auf den Biodiversitätsverlust in der nachgelagerten, insbesondere aber in der vorgelagerten Wertschöpfungskette. Mit unserer Lieferkette stehen wir somit in einer besonderen Verantwortung. Dabei ergibt sich jedoch auch für Jokey die Chance, den Hebel zu nutzen, um wesentliche negative Auswirkungen auf Umwelt und Menschen zu vermeiden. Neben ökologischen Themen sind auch soziale Aspekte relevant und betreffen Menschenrechte, aber genauso Arbeitsbedingungen und faire Geschäftspraktiken. Wir wollen die Wirkung hinterfragen, die wir durch unsere Geschäftstätigkeit – direkt oder indirekt – auslösen, und gemeinsam Lösungen umsetzen.
Nachhaltigkeit steht deshalb im Zentrum unserer Einkaufsentscheidungen. In Zusammenarbeit mit unseren Stakeholdern haben wir unsere Ziele für eine nachhaltige Beschaffung in drei Säulen definiert:
1. Klimapfad
Mit der Verpflichtung zu wissenschaftlich fundierten, von der Science Based Targets Initiative (SBTi) validierten Klimazielen strebt Jokey gruppenweit eine Reduktion seiner Treibhausgasemissionen entlang eines 1,5°C-Pfades an (s. Kapitel »Unser Nachhaltigkeitsengagement«). Die Emissionsintensität spielt dabei eine zentrale Rolle und ist auch entscheidendes Kriterium bei unseren Einkaufsentscheidungen.
Aktuell integriert Jokey ein CO2-Datenmanagement, das in einem ersten Schritt mit vorhandenen Sekundärdaten gefüllt wird, in das Jokey ERP-System. Damit erhöhen wir die Transparenz und können so die jeweiligen CO2-Fußabdrücke aller relevanten Inventarelemente in den Blick nehmen.
Darüber hinaus setzen wir kontinuierlich Maßnahmen zur Umstellung auf grüne Energie um. So haben beim Energieeinkauf neben unseren deutschen Standorten auch beispielsweise unsere Standorte in Polen (seit 2021) und Serbien (seit 2023) komplett auf Grünstrom umgestellt.
2. Kreislaufwirtschaft – 360° Verantwortung
Jokey hat sich zum Ziel gesetzt, den Einsatz von Rezyklaten kontinuierlich zu steigern und die Umstellung der Produktionsprozesse und Infrastruktur auf die Kreislaufrohstoffe gezielt voranzutreiben, um Ressourcen zu schonen. Langfristig wollen wir Neukunststoffe wo möglich substituieren und Hilfs- und Betriebsstoffe durch kreislauffähige Alternativen ersetzen.
Dieses Engagement bestätigen unsere Zertifizierungen. 2023 startete die Zertifizierung nach EN 15343 für mechanische Rezyklate. Als erstes Jokey Werk durchlief Jokey Ibérica erfolgreich den Zertifizierungsprozess. Für 2024 ist die Zertifizierung für alle anderen europäischen Standorte geplant.
Seit der Einführung des RAL-Gütezeichens der Gütegemeinschaft Rezyklate aus haushaltsnahen Wertstoffsammlungen e. V. 2019 ermöglichen wir unseren Kunden, einen zertifizierten Nachweis über den Einsatz echter Post-Consumer-Rezyklate aus haushaltsnahen Sammlungen zu führen.
Darüber hinaus ist mit der Zertifizierung nach ISCC Plus auch der Bereich von Massebilanzmaterialien (z. B. für chemisch recycelte Kunststoffe oder biozirkuläre Kunststoffe) abgedeckt. Damit garantieren wir unseren Kunden eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der eingesetzten Rezyklate und eine valide Berechnung der Rezyklatanteile in unseren Produkten. Jokey zertifiziert damit seine kontrollierten Rezyklatrezepturen, um eine zuverlässige Überprüfung der Verwendung von recycelten Kunststoffen in Produkten und die rechtskonforme Angabe des Rezyklatanteils zu ermöglichen.
3. Soziale und ökologische Verantwortung
Um wesentliche Aspekte der sozialen und ökologischen Risiken mit unseren Lieferanten zu bewerten und durch geeignete Maßnahmen zu eliminieren, haben wir 2023 eine systematische Risikobewertung der Lieferantenbasis eingeführt: das Jokey Supplier Risk Assessment (JSRA).
Die Risikobewertung unserer Lieferantenbasis erfolgte demnach in zwei Schritten: Zunächst wurden Lieferanten auf der Basis von Länder- und Warengruppenrisiken abstrakt bewertet (Abstract Risk Assessment). Im zweiten Schritt starteten dann konkrete Einzelassesments mit High-Risk-Lieferanten (Concrete Risk Assessment). Dabei orientieren wir uns an der Empfehlung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Mit unseren durch Web-Screening ermittelten Toplieferanten haben wir im Hinblick auf individuelle Einzelrisiken Interviews geführt, ausgewertet und daraus erste Korrekturmaßnahmen entwickelt. Wir betrachten die Zusammenarbeit in der Lieferkette als dynamischen Lernprozess für alle Beteiligten. Deshalb legen wir großen Wert auf den kontinuierlichen Austausch.
Was wir uns vorgenommen haben
Unsere Ambitionen und Ziele
Unsere Ambitionen im Bereich nachhaltiges Lieferkettenmanagement richten sich zum einen an den Inhalten der SDGs 3, 8, 9, 12, 13 und 17 aus. Zum anderen ergeben sie sich auch aus unseren Verpflichtungen innerhalb des UN Global Compact zu Menschenrechten, Arbeitsnormen, Umwelt und Klima sowie Korruptionsprävention.
Das Jokey Eco Concept beinhaltet den Aufbau einer nachhaltigen Lieferkette innerhalb der ersten Säule Eco Strategy (s. auch Kapitel »Unser Nachhaltigkeitskurs – Unsere Ziele«.
Unsere Maßnahmen
zur CO2-Reduktion im Beschaffungsbereich
CO2-Datenmanagement
Um den CO2-Fußabdruck der Lieferkette kontinuierlich erfassen, steuern und absenken zu können, schaffen wir mit der Hinterlegung der CO2-Daten jedes bezogenen Produktes im ERP-System mehr Transparenz im Hinblick auf die von uns eingekauften Produkte und deren Klimawirkung.
Crossfunktionale Teams
Hier arbeiten Verantwortliche aus verschiedenen Bereichen zusammen, um an unseren Standorten den Einkauf von grüner Energie bzw. energieeffizienter Maschinen umzusetzen.
Energiemanagement
Auch unsere Lieferanten und Geschäftspartner sind bei der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten im Energiemanagement eingebunden. Energieeffizienz sowie ein Anteil an erneuerbaren Energien ist ein wichtiges Bewertungskriterium bei unseren Einkaufsentscheidungen.
Unsere Maßnahmen
zur Kreislaufwirtschaft im Beschaffungsbereich
Ausbau der Lieferantenbasis
Unser Beschaffungsportfolio werden wir weiterhin im Hinblick auf den Einkauf von nachhaltigem Material anpassen bzw. optimieren.
Einkauf hochwertiger Rezyklate
Mit Blick auf die zukünftigen Substitutionsziele von Neukunststoffen durch recycelte Kunststoffe arbeiten wir stetig daraufhin, die Verfügbarkeit und Qualität der von uns eingesetzten Rezyklate zu steigern. Dabei setzen wir einerseits auf die Entwicklung geeigneter Lieferanten, bauen aber auch gemeinsam mit Partnern eigene Closed Loops auf. 2022 hat Jokey zudem ein gemeinsames Forschungsprojekt mit dem Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik (IKK) initiiert, um den Einsatz von recyceltem Polypropylen (rPP) in Lebensmittelqualität zu erkunden (s. auch Kapitel »Jokey Eco Concept«).
Pilotprojekte Rezyklatgewinnung
Primär setzen wir bei der Substituierung von Neukunststoffen auf Rezyklate aus mechanischen Verwertungsprozessen. Rezyklate aus chemischen Verwertungsprozessen könnten langfristig ergänzend zu zirkulären Produktlösungen führen – vor allem im Lebensmittelbereich. Auch hierzu haben wir Pilotprojekte mit Partnern angestoßen. So verwenden wir beispielsweise ISCC-Plus-zertifizierte PP-Polymere (s. auch Kapitel »Jokey Eco Concept«).
Unsere Maßnahmen
im Bereich soziale und ökologische Verantwortung
Jokey Supplier Risk Assessment
Die Risikobewertung werden wir auch 2024 mit Fokus auf relevante Themen fortsetzen und die Interviews mit High-Risk-Lieferanten abschließen. Anhand der erfolgten Analysen werden wir weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung der Lieferanten und Minimierung von zentralen Risiken entwickeln.
Jokey Compliance-Richtlinie
Diese wurde 2017 im Bereich Beschaffung um Nachhaltigkeitsaspekte (CSR) ergänzt. Sowohl im Lieferantenmanagement als auch in der operativen Vergabeentscheidung werden so neben ökonomischen Faktoren wie Preis und Qualität auch Umweltaspekte und soziale Gesichtspunkte berücksichtigt. Unsere dazu erarbeitete und zuletzt 2023 aktualisierte Lieferantencharta erhält derzeit ein weiteres Update und soll künftig als Jokey Ethical Code erscheinen.
Beschaffungsbedingungen und Konditionen
Auch unsere Beschaffungsbedingungen sowie der Jokey-Standard-Beschaffungsvertrag werden derzeit überarbeitet, um sie an unsere gestiegenen Nachhaltigkeitsvorgaben anzupassen.
Jokey Lieferantenmanagement
Unser Lieferantenmanagement werden wir in Anlehnung an die zehn Prinzipien des UN Global Compact, unsere Werte und den Jokey Code of Conduct weiterentwickeln.
Training des globalen Beschaffungsteams
Die meisten der aufgeführten Maßnahmen begleiten wir gezielt und kontinuierlich mit Trainings und Austauschformaten.
Verpflichtungen, Richtlinien
und die Einbindung unserer Lieferanten
Über unsere Lieferantencharta, den Code of Conduct sowie über unsere Mitgliedschaft im UN Global Compact binden wir unsere Lieferanten und Partner in unsere Selbstverpflichtungen mit ein. Nur ein starker Lieferant oder Partner, der nach den gleichen Grundsätzen und Werten arbeitet, kann mit uns eine Geschäftsbeziehung eingehen. Neue Lieferanten müssen daher unsere Charta akzeptieren, bevor Sie uns beliefern können. Die Charta kann jederzeit über unsere Website eingesehen werden, sie steht aber auch in Lieferantengesprächen auf der Agenda. Sie ist Basis jeglicher Zusammenarbeit mit Jokey, wurde im ersten Quartal 2023 auf den neuen Standard gebracht und wird 2024 erneut aktualisiert. Unternehmen, die als Lieferanten für Jokey gelistet werden möchten, müssen der Charta zustimmen oder alternativ einen eigenen Lieferantenkodex vorzeigen, der von uns überprüft und freigegeben werden muss. Bestandslieferanten und langjährige Partner weisen wir in einem Onboarding-Prozess auf die Lieferantencharta und deren Dringlichkeit hin. Ziel ist es, dass alle Jokey Lieferanten der Charta zustimmen.
Jokey hat sich entschieden, seine Lieferanten innerhalb ihres Wirkungs- oder Einflussbereiches in den Aufbau einer nachhaltigen Lieferkette einzubinden. Der Grad ihres Engagements in diesem Bereich ist einer der entscheidenden Faktoren bei der Lieferantenauswahl. Unsere Export-Compliance-Richtlinien ergänzen den Verhaltenskodex und beschreiben Wege, um potenzielle Exportrisiken und -probleme zu ermitteln.
Sie helfen bei der Einhaltung der Gesetzgebungen der Europäischen Union und von Nordamerika. Ziel der Export-Compliance-Richtlinie ist es, den Mitarbeitenden aus Verkauf und Einkauf sowie den exportverantwortlichen Personen bei Jokey weltweit Hilfen hinsichtlich geltender gesetzlicher Beschränkungen und deren Einhaltung beim Export von Produkten, Dienstleistungen und Daten an die Hand zu geben. Ferner beschreibt die Export-Compliance-Richtlinie die Vorgehensweise bei der Überprüfung aller interessierten beziehungsweise potenziellen neuen Geschäftspartner, mit denen Jokey eine Geschäftsbeziehung aufnehmen möchte hinsichtlich internationaler Sanktionslisten, Embargos und Geldwäschelisten.
Das weitgehend gruppenweit implementierte SMETA-4-Pillar-Audit beinhaltet die vier Grundpfeiler der Unternehmensprozesse: Arbeitsbedingungen, Sicherheit und Gesundheit, Umweltbilanz sowie Geschäftsethik. Diese Kriterien haben auch einen erheblichen Einfluss auf unsere nachhaltige Beschaffung.
Im Berichtszeitraum sind uns keine negativen Auswirkungen in der Lieferkette bekannt geworden. Zumindest lassen die bestehenden Warenströme und die Lieferantenbewertungen aus den Vorjahren diesen Schluss zu. Allerdings ist das ein theoretischer Ansatz, den wir nicht durch persönliche Audits belegen, sondern lediglich aus den Verpflichtungserklärungen unserer Zulieferanten ableiten können. Mit der Implementierung einer nachhaltigen Beschaffung auf Basis der ISO 26000 stellen wir auch alle relevanten sozialen Aspekte unserer Lieferantenbewertungen in den Fokus. Darüber hinaus analysieren wir die von uns bezogenen Warenströme soweit möglich im Hinblick auf diese Aspekte. Damit spiegeln wir seit 2023 ein neues Datenfundament wider, das uns mehr Transparenz im Hinblick auf etwaige Risiken ermöglicht und im Zweifelsfall gezielte Maßnahmen ableiten lässt.